Freitag, 14. Oktober 2011

Das Ende

"Sofort überkam mich ein erleichtertes Gefühl, der Puls war vorhanden, ja schlug sogar pochend, schnell und rauschend. Im Begriff mich von ihr abzuwenden erschütterte mich eine jähe Erkenntnis bis ins Mark. Alles was ich gespürt hatte, was ich gefühlt hatte , war mein eigener rasender Herzschlag, der von der drogendurchzechten Nacht herrührte, nicht etwa der des Mädchens.

Ich wurde panisch und versuchte mit dem Ohr auf ihrer Brust ein leisen Lebensschlag zu hören, doch vergeblich. Sie atmetete nicht mehr und das wohl schon seit Stunden nicht.
Wahrscheinlich war es dieser ewige Schlaf, der den Anschein von makelloser Schönheit in mir geweckt hatte. Unterbewusst war es genau das , nach was sich mein desillusionierter Geist sehnte. Mir, dem nichts heilig ist, wird jeder gute Moment, jede noch so glückliche Episode von der Erkenntnis zunichte gemacht, das alles endet, alles verfault und am Ende des Tages nichts bleibt, was Substanz hat.
Taumelnd stand ich auf und floh. "

Hier bricht das Fragment seiner Erlebnisse ab, wie er mir in einer Email geschrieben hat, hält er sich zurzeit in einem Ashram in Indien auf und hat zur Spirtualität gefunden.

Konsequent wäre es doch eiegentlich gewesen, einzusehen, dass der Pfad den er gewählt hat, der Falsche ist. Er hätte statt sich in sich selbst zu versenken doch auch einfach mal anderen Leuten helfen und etwas für das Allgemeinwohl tun können. Doch er suhlt sich stattdessen lieber in Selbstmitleid und ich bin mir sicher, dass er auch in einer Sekte, oder wo auch immer er sich gerade rumtreibt nicht glücklich wird.

Spannung steigt

Sorry, dass ich euch so lange warten lassen habe, aber ich habe gerade viel um die Ohren. Vernehmt also jetzt , wie es weitergeht:

"Nun da ich am schwül-heißen Flughafen Mumbais ausgestiegen bin, sehe ich die Dinge mit einer gewissen, aber noch sehr kleinen Distanz. Ich bin geflohen , im Exil , fortgetrieben von existenziellen Ängsten und der Einsicht, dass mich keine Droge der Welt, keine Orgie, kein noch so langer Tanz aus meiner verdammten Einsamkeit befreien kann.
Es war wie ein Aufwachen aus einem Dornröschen-artigen Schlaf. Dieses Aufwachen war schmerzhaft und unsanft und ich musste sofort kotzen. Ich war in einer sicherlich einmal gut eingerichteten Altbauwohnung aufgewacht und fand mich inmitten, nackter, dreckiger Leiber wieder.

Es war eine sogenannte "After-Hour", also ein gemeinsames Herauszögern, der Tatsache, dass es auch nach einem weiterem Exzess zurückging in die kalte Wahrheit die man Realität nennt. Ich sah , dass ich mich auf einen angrenzenden Körper erbochen hatte, der zu einem wunderschönen Mädchen gehörte. Sie sah engelsgleich aus, war splitterfasernackt und schien zu schlafen. Es war ein idyllisches Bild. Ihre Haut war makellos, alles an ihr schien an das künstlerisch-mathematische Idealbild von Schönheit zu erinnern. Mir fiel erst nach einigen Minuten, es könnten auch Stunden gewesen sein, ein leichter Makel in ihrem Gesicht auf. Ich konnte erst nicht genau sagen, was es war. Rot störend , verkrustet widerwärtig , zog sich ein eingtrockneter Fluss von Blut durch ihre Gesichtszüge.

Dann fiel mir auf , dass ihre Augen die ich erst geschlossen wähnte, leicht offen war und darunter ein kaltes Weiß zum Vorschein kam. Ich erschrak und richtete mich unter dröhnenden Kofpschmerzen auf um ihren Puls zu fühlen."

Weiter im Text

Weiter schreibt dieser bitterböse Zyniker, der mit mir damals in die Schule gegangen ist :

"Stunden um Stunden, Tage um Tage verbrachte ich im Office einer großen Werbeagentur, wo Privates und Geschäftliches schnell verschmolz. Ich war geradezu mit dieser Tätigkeit verheiratet und Ablenkung verschaffte mir nur die wochendlichen Exzesse epischen Ausmaßes. Meine Nasenscheidewände wurden mit jedem Tag, den ich in dieser pretentiösen Gesellschaft verbrachte um Millimeter dünner. Mein Körper hatte ein Stadium von konstantem Verfall erreicht, welcher mich von innen zerfraß, gänzlich verdarb.

Es versteht sich von selbst, dass ich die Anzeichen für diesen Verfall kommen sah, doch da Erkenntnis und Handlung meist auseinander liegen, ignorierte ich diese gekonnt und der status quo blieb bestehen. Nach einer 60 Stunden Woche im Büro, wo ich meine Zeit blendend nutzte, um Leuten Dinge mit Worten schön zur reden, die man eigentlich getrost als Kot, Scheiße, oder Exkremente bezeichnen kann, verbrachte ich mein Wochenende in einem Zustand vernebelten Rausches.

Clubabend um Clubabend, in einem der vielen Tempels der neuen Weltreligion Hedonismus reihten sich aneinander, wurden eins, verschmolzen zu einer einzigen berauschten, kurzweiligen Nacht, die nicht über die Langweile und die Leere in meinem Inneren hinwegtäuschen konnte. Ich war gefangen in diesem Zyklus, war Teil einer Tragödie, die griechischen Dramatikern die Tränen in die Augen getrieben hätten und ich spielte meine Rolle perfekt."

Ich will es etwas spannend machen und breche hier seinen Bericht ab. Ich finde seinen Schreibstil zwar noch nicht wirklich perfekt, aber ich verstehe, dass bei dem Leben das er sich herausgesucht hat, kurzweilige Formulierungen dazu gehören.

Mein Freund der Werbetexter

Ein befreundeter Schreiberling schickte mir diese rührende Geschichte zu, die neuen Wind in meinen Blog bringen soll. Ich will den Leser warnen, denn er schildert ein sehr düsteres Bild der Gesellschaft und überschreitet oft die Grenze des guten Geschmacks. Ich werde seine Fragmente, stückweise veröffentlichen und hoffe das sie euch gefallen:

"Da stand ich als nun nach 14 Stunden Flug. Ich war ziemlich heruntergekommen, um nicht zu sagen abgebrannt. Als ich von Berlin losflog, ließ ich, so sagte ich mir, all meine schmutzigen und belastenden Angelegenheiten an der Grenze zurück und begab mich auf eine Reise die Sinn stiften soll.

Ich war mal ganz oben. An der Spitze der Nahrungskette sozusagen. In einer der angesagtesten Metropolen Deutschlands gehörte ich zu den "cool kids on the block." Ich war ein Meister der Obeflächlichkeit und bewegte mich in dieser dekadenten Welt, wie ein quirrliger Fisch im Wasser. Mein Zuhause war der Schein der schönen Künste, der Schein der Mode und der Musik. Ja wir waren wahre Künstler der Verdrängung. Mit unserem Habitus verdrängten wir die Endlichkeit der Dinge, die Endlichkeit der Schönheit und die groteske Sinnlosigkeit unseres Daseins.

Als Werbetexter brachte ich es wohl zu einem ordentlichen Sümmchen, mit dem ich meinen dekadenten Lebensstil mehr schlecht als recht finanzieren konnte. Wie Honore de Balzac, ja in meiner schieren Arroganz , sah ich mich in der Tradition großer Literaten, hatte ich trotz meines Einkommens einen Haufen Gläubiger. Darunter waren auch zwielichtige Gestalten aus der Unterwelt, denen ich mit gierigen Fingern das weisse Pulver abkaufte, dass den Treibstoff für meine Egomanie beständig lieferte. "

Zu Hause ist es am schönsten

Nun ist unser Urlaub vorbei und wir sind wieder zu Hause. Als wir ankamen, musste ich an dem Spruch denken, dass es zu Hause doch immer am schönsten ist. Und es stimmt auch. Zu Hause ist es wirklich immer am schönsten! Klar, im Urlaub ist es auch sehr angenehm. Es ist sogar sehr unangenehm, mal weg zu fahren. Man kann dabei fremde Länder und Kulturen sehen und erleben. Und auch eine ganz andere Lebensweise kennen lernen. Unser Urlaub dieses Jahr war sehr schön und trotzdem bin ich froh und erleichtert, dass wir wieder zu Hause sind. Es liegt daran, dass ich Frughäfen einfach hasse. Ich hasse sie über alles. Da ist es immer so stressig und hektisch. Es sind viele Menschen unterwegs, die auch gestresst sind. Und das Ganze macht mich total nervös und angespannt.

Deswegen bin ich immer froh, wenn wir die Maschine nach Hause endlich besteigen. Und erst recht, wenn ich Deutschland aus der Luft sehe. Es tut einfach gut, nach Hause zu kommen. Wenn wir dann den Flur betreten und die Schuhe ausziehen... ach, dann geht es mir noch viel besser. Mit jeder Minute geht es mir besser. Deswegen sage ich ja, zu Hause ist es am schönsten. Vielleicht haben manche von euch auch eine ähnliche Erfahrung gemacht - was für eine Erleichterung es ist, wenn man endlich nach Hause gekommen ist. Wir haben es uns heute Abend gemütlich auf der Cocuh gemacht, haben ferngesehen, geplaudert... gegessen. Und natürlich haben wir dabei Paar Leute angerufen - um zu sagen, dass wir halt wieder da sind. Die freuen sich dann immer, von uns zu hören.
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Franz Frahm

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